Zwischen langen Traditionen, Partys und einer bleibenden Herausforderung
In Siegburg stand der Karneval in den vergangenen Tagen ganz im Zeichen von Tradition und ausgelassener Stimmung, aber auch neuen Herausforderungen: Während sich das närrische Treiben an vielen Orten ungebremst entfaltete, zeigten sich auch Veränderungen in den Feierkulturen der verschiedenen Generationen.
Neben Rathaus und Zeitungsredaktionen fiel mit der Brückberg-Kaserne ein weiteres städtisches Zentrum der jecken Herrschaft anheim. Bereits in den frühen Morgenstunden übernahm das närrische Volk unter der Führung von Prinz Markus I. und Siegburgia Nadine I. das Kommando, begleitet vom Kinderprinzenpaar Malte II. und Lelia I. Das Musikkorps der Bundeswehr empfing die Gäste feierlich, während Standortältester Oberst Thomas Berger die Karnevalisten offiziell begrüßte.
Die Stimmung blieb entspannt, schließlich gehört der Gang durchs Kasernentor längst zur Tradition. Doch der Besuch hatte nicht nur symbolischen Charakter – er war auch Ausdruck der langjährigen Zusammenarbeit zwischen den Karnevalisten und der Bundeswehr. Seit Jahrzehnten stellt die Kaserne Flächen für die Aufstellung des Rosenmontagszuges zur Verfügung. Oberst Berger würdigte diese Partnerschaft und betonte, dass der enge Austausch zwischen Streitkräften und Zivilgesellschaft in herausfordernden Zeiten alles andere als selbstverständlich sei.
Während die großen Karnevalszüge durch die Stadt zogen, wurde auch im Kulturcafé an der Ringstraße gefeiert. Rund 70 kostümierte Jecken ab elf Jahren hüpften und tanzten ausgelassen, als Nadine I. und Markus I. gemeinsam mit ihrem Löschzug-6-Gefolge die Party besuchten. Bei kostenlosen Snacks, veganen Hotdogs und alkoholfreien Getränken sorgte die fröhliche Atmosphäre für ein gelungenes Fest.
Ein Höhepunkt des Nachmittags war der Kostümwettbewerb, bei dem das Krümelmonster, eine Piratenbraut und ein Gangsta-Rapper per Applausometer als Sieger ermittelt wurden. Sie durften sich über Kinogutscheine freuen. Den krönenden Abschluss bildeten zwei mitreißende Ehrengardetänze, die das Publikum begeisterten. Die Jugendschutzparty, organisiert vom Jugendamt, erwies sich als voller Erfolg und könnte im nächsten Jahr ihre Fortsetzung finden.
Ein anderes Bild zeigte sich auf dem Schulhof des Gymnasiums Alleestraße. Die dort geplante Karnevalsparty für ältere Jugendliche und junge Erwachsene fand nicht den erhofften Anklang. Teils waren es ein „harter Kern“ von nur 25 Karnevalistinnen und Karnevalisten, die sich sich zur Musik der Band Knallblech versammelten. Da sich die Besucherzahl im Laufe des Tages nicht erhöhte, wurden die geplanten Auftritte des Prinzenpaares und der Tanzgruppe Chantarella kurzfristig abgesagt, und die Veranstaltung endete bereits am frühen Nachmittag.
Die Stadt hatte das Open-Air-Event als Alternative zu den vergangenen Jahren organisiert, in denen größere Veranstaltungen auf dem Markt zunehmend an Publikum verloren hatten. Bürgermeister Stefan Rosemann zog eine klare Bilanz: „Die jungen Erwachsenen aus Siegburg und Umgebung suchen sich inzwischen andere Treffpunkte, insbesondere in Köln oder Beuel. Wir müssen unsere Angebote anpassen und über neue Formate nachdenken.“ Gleichzeitig betonte er, dass das Jugendamt mit der Jugendschutzparty im Kulturcafé einen Nerv getroffen habe. Dort sei ausgelassen und friedlich gefeiert worden, was eine Wiederholung dieser Veranstaltung nahelege. (pho)