7.2 C
Siegburg
Montag, 17. März 2025
- Anzeige -

Stolpersteine, Mahnungen und Erinnerung

Datum:

Am 27. Januar jährte sich der internationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zum 80. Mal. Auch in Siegburg stand die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit und die Würde der Verfolgten im Mittelpunkt. Der Tag markiert den Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 und ist ein mahnendes Symbol für die Verbrechen der NS-Zeit.

Die Evangelische Allianz Rhein-Sieg veranstaltet am 27. Januar eines jeden Jahres eine stille Mahnwache. In der Siegburger Innenstadt erinnerte die Allianz auf dem Platz vor dem ehemaligen Kaufhof der Ermordung der Juden während des Dritten Reiches.

Ein zentraler Bestandteil der Gedenkkultur in Siegburg sind die vielen Stolpersteine, die in der Innenstadt an die Schicksale jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern. Diese kleinen Gedenktafeln aus Messing, die in den Boden eingelassen sind, markieren die letzten freiwilligen Wohnorte der Opfer und erzählen ihre Geschichten. Besonders viele Stolpersteine finden sich in der Holzgasse, die einst Zentrum jüdischen Lebens in der Stadt war.

Während einer Gedenkführung durch die Kreisarchivarin Dr. Claudia Maria Arndt erfuhren Besucher am 27. Januar von Schicksalen wie dem der Familie Linz, die in der Holzgasse lebte. Einige ihrer Mitglieder konnten fliehen, während andere Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurden. Ebenso wurde an Ilse Fröhlich erinnert, deren tragische Liebesgeschichte exemplarisch für das Leid der Verfolgten steht. Sie und ihr katholischer Verlobter nahmen sich aus Verzweiflung über die unmenschlichen Rassengesetze das Leben.

Ein weiterer wichtiger Ort des Gedenkens ist die ehemalige Synagoge am Brauhof. Dieses 1938 zerstörte Gebäude war lange Zeit ein zentraler Treffpunkt der jüdischen Gemeinde in Siegburg. Heute erinnert ein Brunnen an die einstige Synagoge. Auch der jüdische Friedhof in der Heinrichstraße, dessen Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht, steht für die lange jüdische Geschichte Siegburgs. Hier mahnt ein Gedenkstein an die Opfer des Holocaust.

Über Siegburg hinaus spielt die Gedenkstätte "Landjuden an der Sieg" in Windeck-Rosbach eine zentrale Rolle in der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte im Rhein-Sieg-Kreis. Sie dokumentiert das Leben, die Verfolgung und das Schicksal jüdischer Familien in der Region. Nach umfangreicher Sanierung ist die Gedenkstätte seit August 2024 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus ist in Siegburg nicht nur ein Akt der historischen Aufarbeitung, sondern auch eine Mahnung für die Gegenwart und Zukunft. Sie soll uns daran erinnern, dass die Würde des Menschen unantastbar ist – eine Lehre, die im Artikel 1 des Grundgesetzes verankert ist und unser Handeln auch heute bestimmen muss. (pho)

- Anzeige -

Themen für Sie

- Anzeige -
- Anzeige -

Weitere Artikel

Cookie Consent mit Real Cookie Banner