Am Volkstrauertag fand in Siegburg eine bewegende Gedenkveranstaltung in der Nepomuk-Kapelle des Alten Friedhofs statt. Soldaten der Bundeswehr legten einen Kranz zu Ehren der gefallenen Soldaten der Weltkriege sowie aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nieder. Musikalisch untermalte das Aulos-Flötenquartett die feierliche Atmosphäre.
Bürgermeister Stefan Rosemann verdeutlichte die Unmenschlichkeit des Krieges. "Ein Feld der Ehre, auf dem Soldaten starben, hat es nie gegeben", sagte er mit Nachdruck. Stattdessen malte er ein düsteres Bild der Schlachtfelder vergangener Kriege: "Der Lärm ist ohrenbetäubend. Wie übergroße Tiere zermalmen Panzer den Boden. Flugzeuge tragen die Gefechte in eine neue Dimension. Wo dieser Krieg in 3D tobt, da wächst buchstäblich kein Gras mehr."
Er sprach von Soldaten, die zu Beginn des Ersten und Zweiten Weltkriegs aus einer intakten Umgebung aufbrachen, nur um auf den Schlachtfeldern zu kämpfen und zu sterben. "Das Wort Ehre ist ein großes Wort für jemanden, der aufhört, Individuum zu sein – der zusammenschrumpft auf Ameisengröße."
Vizelandrätin Notburga Kunert blickte nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart. Sie erinnerte an die Konflikte in der Ukraine und in Gaza, die in erschreckender Weise das Machtstreben und den Eigennutz der Menschen zeigen. "Für Geltung, Macht und Geld gibt es Millionen Tote auf der ganzen Welt", sagte sie. Kunert hob hervor, wie wichtig internationale Beziehungen und Verständigung seien: "Nur aus gegenseitiger Kenntnis wächst Vertrauen, das Kriege verhindert." Dabei verwies sie auf die enge Verbindung Siegburgs mit Nogent-sur-Marne in Frankreich – ein lebendiges Beispiel für die Aussöhnung zwischen früheren Kriegsgegnern. "Früher bekriegten sich die europäischen Staaten, heute gedenken sie gemeinsam. Das ist ein hoffnungsvolles Zeichen."
Der Volkstrauertag ist Erinnerung und Mahnung zugleich. In einer Zeit, in der weltweit neue Konflikte aufflammen, ist das Gedenken an die Vergangenheit von unvergleichlicher Bedeutung. Es ist ein Aufruf, aus der Geschichte zu lernen und sich aktiv für Frieden und Verständigung einzusetzen. Deshalb bleibt der Volkstrauertag auch eine Erinnerung daran, welchen Preis die Menschheit für Kriege zahlt – und wie wichtig der Frieden ist. (pho)