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Dienstag, 15. Oktober 2024
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Der September im Zeichen von Engelbert Humperdinck

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Der September kann in gewisser Weise auch als der Engelbert Humperdinck Monat betrachtet werden, wurde er doch gleich am 1. September im Jahre 1854 in Siegburg geboren und starb 67 Jahre später am 27. September. Zwischen diesen Jahren sorgte Humperdinck dafür, dass er heute zu den herausragenden deutschen Komponisten der Spätromantik gezählt wird. Bekannt wurde er vor allem durch seine Märchenoper Hänsel und Gretel (1893), die weltweit bis heute aufgeführt wird. Humperdinck war ein Schüler und Mitarbeiter Richard Wagners, dessen Einfluss sich deutlich in seiner Musik widerspiegelt.

Humperdinck studierte Musik in Köln und München, wo sein außergewöhnliches Talent schnell erkannt wurde. 1879 erhielt er das prestigeträchtige Mendelssohn-Stipendium, das ihm Reisen durch Italien ermöglichte. Während dieser Zeit begegnete er Richard Wagner – ein Wendepunkt in seinem Leben. Wagner lud den jungen Komponisten nach Bayreuth ein, um an der Produktion seiner Oper Parsifal mitzuwirken. Zwischen 1880 und 1881 half Humperdinck bei der Fertigstellung und den Proben von Parsifal. Diese enge Zusammenarbeit hinterließ tiefe Spuren in Humperdincks musikalischem Stil.

Die Leitmotiv-Technik, die reiche Harmonik und die orchestralen Texturen Wagners prägten Humperdincks Kompositionen, besonders in Hänsel und Gretel. Doch während Wagner für seine monumentalen Werke und die Durchdringung komplexer philosophischer Themen bekannt war, fand Humperdinck seine eigene Nische, indem er diese anspruchsvollen Techniken in eine kindgerechte, volkstümliche Sprache übersetzte

Der Welterfolg von Hänsel und Gretel kam 1893 mit der Uraufführung in Weimar, dirigiert von Richard Strauss. Das Libretto stammte von Humperdincks Schwester Adelheid Wette und basiert auf dem bekannten Märchen der Brüder Grimm. Die Oper vereint die kindliche Unschuld und Einfachheit des Märchens mit einer musikalischen Tiefe, die vor allem in der Orchestrierung und den Wagnerischen Harmonien zum Ausdruck kommt.

Besonders die lyrischen und atmosphärischen Elemente, wie die Abendgebet-Szene, machten das Werk zu einem Klassiker der Opernliteratur. Die Oper zeigt zudem Humperdincks außergewöhnliche Fähigkeit, sich in die kindliche Psyche hineinzuversetzen und dabei gleichzeitig musikalisch anspruchsvoll zu bleiben.

Obwohl Hänsel und Gretel sein populärstes Werk bleibt, schuf Humperdinck weitere Opern und musikalische Werke. Zu seinen bekannteren Opern zählen Dornröschen (1902) und Königskinder (1910), letztere erlebte ihre Uraufführung an der Metropolitan Opera in New York. Trotz anfänglichem Erfolg konnten diese Werke jedoch nicht an den Ruhm von Hänsel und Gretel anknüpfen

Ein weiteres Werk war die Bühnenmusik zu Das Mirakel (1911), das von Max Reinhardt inszeniert wurde und eine aufwendige Produktion mit über 200 Mitwirkenden darstellte. Es war eine frühe Form des epischen Theaters, bei dem die Musik eine zentrale Rolle spielte. Humperdincks Musik wurde in diesem Kontext gefeiert, da sie den mystischen Charakter des Stücks auf besondere Weise unterstützte.

Neben seiner Tätigkeit als Komponist war Humperdinck auch Lehrer. Er unterrichtete an verschiedenen Konservatorien, unter anderem in Frankfurt und Köln, und beeinflusste damit eine Generation junger Musiker. Seine Werke und sein Unterrichtsstil vereinten die hohe Kunst der Spätromantik mit einer volksnahen, zugänglichen Musiksprache.

Ein oft übersehener Aspekt von Humperdincks Leben war seine enge Bindung an seine Familie. Seine Schwester Adelheid war nicht nur Librettistin von Hänsel und Gretel, sondern spielte auch eine zentrale Rolle in der Förderung seiner Karriere. Die familiäre Zusammenarbeit war für Humperdinck entscheidend, um seine volkstümlichen und kindgerechten Themen zu entwickeln.

Engelbert Humperdinck starb am 27. September 1921 in Neustrelitz, hinterließ ein reiches musikalisches Erbe. Sein Beitrag zur deutschen Oper und seine Fähigkeit, komplexe musikalische Strukturen mit einfachen, emotionalen Themen zu verbinden, haben den "Wagnerianer" zu einer der zentralen Figuren der Romantik gemacht. Sein Name bleibt untrennbar mit seiner Geburtsstadt Siegburg verbunden. (pho)

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