Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
Der goldene Boden des Handwerks ist bekannt. Dass das Handwerk auch für goldenen Medaillen sorgen kann, haben uns die begeisternden Paralympischen Spiele in Paris gezeigt. Für die deutschen Starterinnen und Starter reichte es im Medaillenspielen “nur” zu Rang elf. Zu den Aussichten befragt, wie die Leistung des Teams zu steigern seien, hatte der TV-Co-Kommentator Heinrich Popow, eine Legende des deutschen Parasports, diese verblüffende Antwort parat: “Durch das Handwerk kommen wir der Weltspitze näher. Das ist unser großer Vorteil”.
Gemeint hat Popow die Kunst der Prothesenherstellung, die dafür verantwortlich ist, dass er – ihm fehlt seit dem neunten Lebensjahr der linke Unterschenkel – in Athen, Peking und in Rio des Janeiro zweimal Gold, einmal Silber und fünfmal Bronze gewinnen konnte. Seine Disziplinen waren der Weitsprung, der 200- und der 100-Meter-Sprint. Sein 2013 aufgestellter Weltrekord von 12,11 Sekunden über die 100 Meter hat nach wie vor Bestand.
Popow war ursprünglich IT-Systemadministrator und schulte um auf Orthopädietechniker. Lange war er Botschafter eines Herstellers von Carbonfüßen und weiteren Hilfsmitteln für Gehandicapte. Von seiner Reichweite in den Sozialen Medien und der Popularität, die dadurch entsteht, profitiert heute eine ganze Branche.
Die Verbindung einer Behindertensportlerin oder eines Behindertensportlers zu den Produkten, die den Sport trotz Einschränkung ermöglichen, ist eng. Die Athleten sind in die Anfertigungen eingebunden, ihre Wünsche werden buchstäblich nach Maß erfüllt. Manchmal stecken in jedem Material-Millimeter Stunden der Arbeit. Das zigfachen Austesten, bis die optimale Biegung oder Federung erreicht ist, ist durchaus ein Spiegelbild für die Akribie des Handwerks als Ganzes.
Ein weiter Bogen führt uns vom olympischen Dorf ins Siegburger Stadtmuseum. Auch hier können wir einmal im Jahr bestaunen, welche Präzision in handgefertigten Dingen steckt. Die Tischlerinnung Bonn/Rhein-Sieg stellt unter dem Titel “Die gute Form” ihre Gesellenstücke aus. Ob Billard- oder Schreibtisch, Kommode oder Nachtschrank – schon rein optisch ist die Ausführungsqualität wahrnehmbar. Für die Tischler und unser Stadtmuseum gilt das, was ich für die Orthopädietechnik und die Paralympics hervorhob: Besser lässt sich Wertarbeit nicht präsentieren.
Ich freue mich über den enormen Fortschritt, den der Neubau der Kreishandwerkerschaft an zentraler Stelle in Siegburg genommen hat. “Zeit, zu machen” heißt der offizielle Slogan zum Tag des Handwerks am 21. September- er scheint auf der Baustelle an der Wilhelmstraße/Alleestraße erdacht worden zu sein, so fix geht es voran. Bald bildet das Siegburger Hauptquartier das Dach für 10.000 Handwerksunternehmern unserer Region.
Ich wünsche den Verantwortlichen der Handwerksbetriebe, dass ihnen diese Sonderbeilage hilft, Kunden zu gewinnen, Personalengpässe zu bekämpfen und potenzielle Auszubildende anzusprechen. Bleiben Sie zuversichtlich – und zupackend!
Ihr
Stefan Rosemann
Bürgermeister der Kreisstadt Siegburg