Fünf Jahrzehnte Suchtberatung im Caritasverband Rhein-Sieg e. V.
Siegburg. „Die Beraterin hat mir zum ersten Mal das Gefühl gegeben, dass ich jemand bin.“ Ganz still wurde es unter den Jubiläumsgästen der Caritas-Suchtberatung, als ein Betroffener auf der Bühne mutig seine Geschichte erzählte.
Dieses Podiumsgespräch mit Betroffenen war Höhepunkt einer auch nachdenklichen Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen der Caritas-Suchtberatung im Siegburger Stadtmuseum. Sie sprachen mit Moderator Christoph Stubbe darüber, wie sie aus der Spirale der Abhängigkeit herausgefunden haben. „Ich war ganz unten“, formulierte eine 60-Jährige, die inzwischen mit Stolz auf 66 Wochen Abstinenz zurückblicke. Eine junge Frau erzählte von einer Kindheit mit dem alkoholkranken Vater. „Als Partner kannst du dich trennen, aber als Kind hast du eine verzwickte Rolle, da kannst du nicht gehen.“ Geholfen habe ihr später die Teilnahme an einer Angehörigen-Selbsthilfegruppe der Caritas.
Die Suchtberatung hat sich in fünf Jahrzehnten immer wieder an den gesellschaftlichen Wandel anpassen müssen. Aber trotz der inzwischen drei Standorte – mit Siegburg auch Bornheim und Rheinbach sowie Sprechstunden in Eitorf und Windeck – zieht hier ein inzwischen 15-köpfiges Team an einem Strang, bedankte sich Teamleitung Anna Clasen. Die Maxime, so betonte auch Kreis-Caritasdirektor Harald Klippel: „Wir urteilen nicht, wir stärken.“
„Die Stoffe mit Suchtpotential haben sich drastisch potenziert, immer neue synthetische Rezepturen kommen auf den Markt“, schilderte Harald Klippel in seinem Grußwort die stetig sich verändernden Herausforderungen etwa mit Themen wie „Digital-Detox“. Leider gebe es eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber legalen Drogen, gebe es zum Beispiel kaum eine Werbepause ohne Einspieler von Spirituosenherstellern oder Wettanbietern.
„Ärgerlich finde ich, dass die Profiteure dieses Systems nicht nach dem Verursacherprinzip zur Finanzierung der Arbeit in den Beratungsstellen herangezogen werden“, so Klippel. „Wir freuen uns daher sehr, dass wir in der Kreisverwaltung Menschen an unserer Seite haben, die diese Arbeit wertschätzen und sich für eine auskömmliche Finanzierung einsetzen. Namentlich dankte er dabei auch der Kreis-Dezernentin Ursula Thiel, die ihrerseits im Grußwort verriet: „Ich schätze an der Arbeit mit dem Caritasverband die Augenhöhe und die hohe Qualität der Arbeit.“
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